In einer Facebook-Live-Diskussion haben sich am Montag, 22. Februar, Tennistrainer, Betreiber von Tennisanlagen und der Bayerische Tennis-Verband für eine Änderung der Corona-Politik ausgesprochen. Die Experten fordern differenzierte Maßnahmen, eine Öffnung des Individualsports und eine Vereinfachung der Hilfeleistungen.

von Achim Fessler (BTV)

„Kommt jetzt die Pleitewelle? Wie Tennistrainer und Anlagenbetreiber unter dem monatelangen Corona-Lockdown leiden, welche Hilfen sie beantragen können und wie sie vom Bayerischen Tennis-Verband unterstützt werden“ – so hieß der Titel einer vom BTV organisierten Facebook-Live-Diskussion am Montagmittag.

Diese sechs Experten diskutierten die aktuelle Lage in der bayerischen Tennisszene: Sebastian Beutelstahl (Inhaber Sportpark Beutelstahl, Oberhaching), Dudo Safaric (Leiter Tennis Werkstatt in Prien a. Chiemsee, Mitglied der Facebook-Gruppe „Tennistrainer in Zeiten von Corona“), Uwe Dressel (1. Vorsitzender TG Neunkirchen, Inhaber einer Tennisschule, Vorstandsmitglied Vereinsberatung, Ausbildung und Entwicklung), Michael Schaller (Rechtsanwalt und Steuerberater, Schaller & Partner, München), Julia Höhn (Leiterin Geschäftsbereich Vereinsberatung und Entwicklung im BTV) und Helmut Schmidbauer (Präsident des Bayerischen Tennis-Verbandes e.V.).

Alle Teilnehmer forderten unisono eine sofortige Änderung der Corona-Politik der Bayerischen Staatsregierung hinsichtlich des organisierten Individualsports. BTV-Präsident Helmut Schmidbauer wies erneut auf den vom BTV ausgearbeiteten Stufenplan zur Öffnung der Tennisanlagen und begrüßte die u.a. von Ministerpräsident Söder in Aussicht gestellten Maßnahmen: „Nach einem harten Winter mit monatelangem Lockdown verlangt die bayerische Tennisszene nun deutliche Lockerungen und einen ’normalen‘ Saisonverlauf in den Sommermonaten.“

Sportparkbetreiber Sebastian Beutelstahl deutete darauf hin, dass er bereits pleite wäre, wenn er in der Vergangenheit nicht so gut gewirtschaftet hätte. „Wieso darf ein Profifußballer Geld verdienen, ein Tennistrainer aber nicht? Wieso darf ein Frisör sein Geschäft wieder öffnen, während die Tennishallen und -anlagen noch geschlossen sind? Sport ist ein ganz wichtiger Teil für ein soziales Miteinander und unsere Gesundheit“, so Beutelstahl.

„Die Politik sollte umdenken. Statt nur zu verbieten, weil sie vieles nicht optimal gemacht haben, müssen Perspektiven aufgezeigt und alles Gefahrlose ermöglicht werden. Die Menschen, insbesondere die Kinder, leiden schwer unter dem Lockdown. Der Sport kann den Menschen vieles geben und sie sehnen sich danach. Spätestens, wenn die Witterung das Spielen auf den Freiplätzen erlaubt, haben ich und viele Tennisfreunde kein Verständnis mehr für das Tennisverbot. Zu zweit im Freien Tennis unter Einhaltung sämtlicher Hygienevorschriften zu spielen, ist völlig ungefährlich und muss ermöglicht werden. Auch könnte der Trainingsbetrieb vieler Sportarten unter der Aufsicht eines Trainers stattfinden, der das Abstandhalten sicherstellt“, sagte Uwe Dressel, der aus Weiden in der Oberpfalz zugeschaltet war.

Dudo Safaric, Leiter einer Tennisschule in Prien am Chiemsee, vermisst eine Lobby für seine Berufsgruppe: „Die Stimmung unter den Tennistrainern ist momentan richtig am Boden, weil wir von der Politik überhaupt nicht gehört werden! Wie kann es sein, dass sich niemand die Zeit nimmt und unsere Konzepte begutachtet, die dafür sorgen, dass wir unseren Beruf ausüben können?“

Rechtsanwalt und Steuerberater Michael Schaller ging konkret auf die diversen Hilfsprogramme ein, die grundsätzlich eine Erleichterung bieten würden. „Die Umsetzung ist aber leider in einem völligen Bürokratiewahnsinn ausgeartet, der am Ende alle Betroffenen (Antragsteller, Steuerberater, Sachbearbeiter bei den Bewilligungsstellen) verzweifeln lässt. Ich kann hier einen massiven Stimmungseinbruch bei den Mandanten feststellen“, so sein Fazit.

Julia Höhn schließlich, die beim BTV den Geschäftsbereich Vereinsberatung und Entwicklung leitet, wies auf die zahlreichen Programme hin, die der BTV für Tennistrainer aufgelegt hat – und dies zumeist schon vor der Pandemie: „Denn wir wissen, dass die Trainer die ‚Motoren der Vereine‘ sind. Leider wird dieses so wichtige Rad in der Sportart Tennis gerade komplett ausgebremst. Bedauerlich ist auch, dass wir in den letzten Jahren einen großen Schub in Richtung ‚Tennis als Ganzjahressport‘ gemacht haben, viele Hallenbetreiber aber durch die lange Schließung jetzt nicht wissen, ob sie die Hallen halten können. Das wäre fatal für die Weiterentwicklung der Sportart!“